Erfahrungsbericht von 10 Monaten als GWD bei der 2./232 in Strub/Bischofswiesen (1/5)

Am 01.07.1997 war es soweit - ich musste meinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern antreteten. 10 Tage war es her, da hatten wir noch unseren Abiball gefeiert und jetzt kam ich in eine mir fast unbekannte Welt. Dieser Text soll allen, die sich für die Gebirgsjäger allgemein oder für den Weg dorthin interessieren, einige Informationen liefern. Ich habe versucht die 10 Monate auf 5 Seiten zusammenzufassen. Tipps und Bilder aus dieser Zeit von mir und anderen Kameraden gibt es in einer eigenen Rubrik (siehe auch Navigationsleiste).
Gleich zum Anfang stellte ich fest, dass ich nicht der Einzige war, der aus dem Rheinland bzw. Düsseldorf (Norden/"Preussen") an diesen entlegenden Ort im Süden Deutschlands versetzt wurde (werden wollte). Am ersten Tag wurden alle mehr oder weniger willkürlich ihren Zügen zugeteilt. Die Gruppen fanden sich auch eher zufällig auf den "Stuben" zusammen. Mit 8 Mann in einem nicht gerade grossen Raum indem auch noch Spinde für alle untergebracht waren, für die nächsten 10 Monate leben zu müssen- eine Vorstellung die schon jetzt positive und negative Assoziationen hervorrief. [Die grossen Versionen der hier verwendeten Bilder gibt es hier]
Der Watzmann Berg der 2./232
Meine Stube 80  (v.l)- Putzhammer, Schilder, Naumann, Petrik, Patt, Mes, Kiesel
In den ersten 2 Wochen wurde man schon mit den grundlegenden Erfahrungen des Soldatenalltags vertraut gemacht: Warten, Stress und wenig Schlaf. Sport wurde noch nicht getrieben, weil alle noch einmal untersucht werden mussten. Dafür gab es Arztbesuche, Administration und Einkleidung. Eigentlich konnte man es ja gar nicht erwarten die ganzen Sachen, die man bei der Einkleidung bekommen hatte zu nutzen. Einige Kameraden waren so ungeduldig, das sie sofort Schneetarn und Kampfausrüstung "antesten" mussten.

Allerdings gab es erstmal andere Probleme. Wie bekomme ich eigentlich das ganze Zeug in den Spind der gar nicht gross aussieht? Doch es war möglich und mit der Zeit kam auch hier die Packroutine. Eigentlich fühlten wir uns erst als "richtige" Soldaten, als wir endlich unsere blauen Sportanzüge gegen den Flecktarnanzug tauschen durften. In der Grundausbildung heisst es meist früh aufstehen. Das bedeutetet 3-4 Mal pro Woche um 6 Uhr früh Lauftraining. In Strub gibt es da ca. 3-4 Streckenvarianten, die die ganzen 10 Monate über benutzt werden. Eines haben Sie aber alle gemeinsam: Es geht "rauf und runter" und ich war froh das ich vor dem Bund ein wenig mehr Laufen war. Wenn man die Kondition noch nicht hat, wird Sie einem spätestens dort antrainiert.

Anfangs wurden wir leider immer zum Essen geführt. Eine meiner Meinung nach sehr ineffiziente Methode ohne großen Lerneffekt. Es war nicht gerade toll, wenn man einer der Letzten in der Reihe war, denn dann hatte man zum Essen wenig Zeit und musste auch vieles wegschmeissen. Das ist sicherlich nicht Sinn der Sache. Vielleicht sollte wir nur lernen, wie man aus Suppe, Hauptgericht und Nachtisch eine narhafte Mahlzeit macht d.h. am besten alles gleichzeitig isst!?

Da es vom Stab eingeplant war, das die 2. Kompanie mit auf den Alpenquermarsch gehen sollten, wurde dementsprechend oft "trainiert". Nachdem wir erst 3 Wochen dabei waren, sollten wir gleich unsere erste große "Herausforderung" haben. 1 Woche davor wurde ein Testmarsch auf einen "kleineren Hügel" durchgeführt, wo einige sogar schon an Ihre Leistungsgrenzen stießen. Ich fand diesen Test auch nicht gerade angenehm, da ich wie der Rest der Stube 80 krank war und auch noch nicht an das "Gehen" am Berg gewöhnt war. Ganz abgesehen davon war natürlich der Rucksack total falsch gepackt und drückte an jeder Stelle...

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